Home Montag 24.11.
Moderation: Prof. Dr. Andreas Ohme
Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald
Martin-Luther-Straße 14
19:00 Uhr
Eintritt frei
Die Deutsch-Polnische Rede bildet traditionell den Abschluss des Festivals polenmARkT in Greifswald. In diesem Jahr erhält das bewährte Format eine neue Gestalt: Anstelle eines klassischen Vortrags erwartet das Publikum ein Gespräch zweier herausragender Stimmen, die deutsch-polnische Sichtweisen auf das Thema „Ost-Identität“ miteinander in Dialog bringen.
Mit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ verband sich vielerorts die Hoffnung auf einen Siegeszug der Demokratie. Diese Erwartung wurde jedoch vielfach enttäuscht. In den Ländern des ehemals real existierenden Sozialismus haben sich zunehmend autoritäre Regierungen etabliert, die bisweilen sogar totalitäre Züge tragen. Auch in Polen prägte lange Zeit eine national-populistische Regierung das politische Bild, während in Deutschland – insbesondere im Osten – die AfD Rekordergebnisse erzielt. Entsprechend haftet dem „Osten“ heute ein negatives Image an. Doch wie viel davon ist bloße Konstruktion? Und welche realen Ursachen liegen dieser politischen Entwicklung zugrunde, die mittlerweile auch im Westen spürbar wird? Diesen Fragen widmet sich das deutsch-polnische Gespräch mit Dirk Oschmann und Justyna Schulz. Der Germanist Oschmann hat in seinem viel diskutierten Buch gezeigt, dass sich der Westen auch drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall weiterhin als Norm versteht – während der Osten als Abweichung wahrgenommen wird. Dieses „Othering“, so Oschmann, prägt Medien, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft und vertieft gesellschaftliche Gräben. Aus polnischer Perspektive beleuchtet Justyna Schulz, Mitarbeiterin am Instytut Zachodni in Posen, wie sich Vorstellungen vom „Osten“ in der deutsch-polnischen Wahrnehmung entwickeln und welche Folgen dies für die Nachbarschaft beider Länder hat.
Nach kurzen Eingangsstatements (je ca. 10 Minuten) treten die beiden Referierenden in ein moderiertes Gespräch unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Ohme (Universität Greifswald). Im Anschluss wird die Diskussion für das Publikum geöffnet.
Das Deutsch-Polnische Gespräch bietet damit erneut eine Plattform für eine kritische wie auch konstruktive Auseinandersetzung mit der Zukunft der deutsch-polnischen Beziehungen sowie mit der Entwicklung der Grenzregion.
STRAZE, Stralsunder Str. 10
20:00 Uhr
Eintritt 5 Euro
Der Filmemacher Arjun Talwar wirft einen sehr persönlichen Blick auf seine Straße in Warschau und deren Bewohner*innen.
Seit über zehn Jahren in Polen, fühlt er sich noch immer fremd. Er hofft, durch das Filmen seiner Nachbarn Teil ihrer Welt zu werden. Gemeinsam mit Freundin Mo, ebenfalls Migrantin und Filmemacherin, entdeckt er verborgene Geschichten und Gemeinsamkeiten.
Die Straße wird zum Symbol eines Europas zwischen Tradition und Moderne, Heimat und Entfremdung. Mit Humor und Melancholie porträtiert Talwar ein Land, das oft noch als abweisend gilt, und hält diesem einen Spiegel vor.
„Briefe aus der Wilcza“ von Arjun Talwar erzählt davon, dass der indische Filmemacher auch nach zehn Jahren in Polen noch immer Schwierigkeiten hat, in diese Welt zu passen. Ein humorvoller, sehr persönlicher Film.” Nordkurier über das Filmkunstfest MV 2025
Arjun Talwar wuchs in Delhi auf. Er studierte Mathematik, bevor er in die Kameraabteilung der Polnischen Filmschule in Lodz eintrat. Seine Kurzfilme wurden auf Festivals wie Visions du Reel, Big Sky, FID Marseille und Tampere gezeigt. Arjuns erster Kino-Dokumentarfilm „Der Ensel hieß Geronimo“ wurde bei DOK Leipzig uraufgeführt. Seine Arbeit konzentriert sich auf die Themen Heimat und Zugehörigkeit.
D/PL 2025, Regie: Arjun Talwar, 97 Minuten, OmdtU