Mittwoch 16.11.

Kleiner Kaffeeklatsch mit großem Thema. „Polnische Gesellschaft im Wandel“ (Dr. Marek Fialek, Greifswald)

Mehrgenerationenhaus Görmin

Max Köster Str. 4, 17121 Görmin

14 Uhr

Eintritt frei

Der Vortrag vermittelt einen Überblick über die wichtigsten Veränderungen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen in Polen seit 1989 (Werte, Religion, Wirtschaft, Familie u.a.).

Die Veränderungen in Polen nach dem Juni 1989, die Einführung der Demokratie und der Marktwirtschaft sowie die Grenzöffnungen schufen viele Polen neue Möglichkeiten, brachten aber zugleich neue Schwierigkei­ten und unerwartete Entwicklungen mit sich. Obwohl die seit 2015 regierende Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) ihre politische Stärke unter anderem ihrer engen Verbindung zur Kirche verdankt, geht die Bedeutung der Kirche in der polnischen Gesellschaft zurück. Wesentlich selbstverständlicher sind im 21. Jahrhundert partnerschaftliche Beziehungen ohne (kirchlichen) Eheschließung. Auch Homosexualität, die noch vor 1989 tabuisiert war, ist zu einem öffentlichen und äußerst strittigen Thema geworden. Gerade die stark emotional geführten Auseinandersetzungen in Bezug auf die LGBT-Bewegung haben das Land gespalten und europaweit für Aufsehen gesorgt. Im Zuge der Transformation hat die Familie neue Formen an­genommen. Die Zahl der Patchwork-Familien wächst. Frauen und Paare entscheiden sich öfter, kinderlos zu bleiben. Ein wichtiges Thema ist der Feminismus geworden. Frauen in Polen wurden gezwungen, vor allem um ihr Recht auf Selbstbestimmung zu kämpfen.

Karolina Kuszyk liest aus "In den Häuern der Anderen", Moderation Mateusz Hartwich

Koeppenhaus - Literaturzentrum

Bahnhofstr. 4/5, 17489 Greifswald

20 Uhr


Spuren deutscher Vergangenheit in Westpolen 

Etwa zehn Millionen Deutsche flohen mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus Schlesien, Pommern, der Neumark und Ostpreußen oder wurden von dort vertrieben. Zurück blieben ihre Häuser, Straßen, Fabriken und Kirchen, aber auch ihre Möbel, Küchengeräte und Bilder. Welche Geschichten erzählen sie heute über ihre ehemaligen Besitzer? Die Gebiet östlich von Oder und Neiße lagen fortan in Polen, Menschen aus anderen Landesteilen, darunter Vertriebene aus den östlichen Grenzgebieten um Lemberg und Vilnius, wurden dort angesiedelt. Wie machten sie die Städte und Dörfer der ehemaligen Besatzer zu ihrer Heimat? Gestützt auf Archivfunde, Forschungsarbeiten, Literatur und eine Vielzahl persönlicher Begegnungen erzählt Karolina Kuszyk davon, wie die Biografien von Menschen und Dingen miteinander verwoben sind.

»Dieses Buch füllt eine Leerstelle: Es erzählt, was es für die Polen bedeutete, in die von den Deutschen verlassenen Gebiete zu kommen, sich die Dörfer, Städte, Häuser des Feindes anzueignen. Karolina Kuszyk beschreibt anschaulich, nahbar und emotional.«
Christiane Hoffmann

»Karolina Kuszyk gelingt etwas Außergewöhnliches. Auf einfühlsame Weise beschreibt sie die Herausforderung der polnischen Nachkriegsgesellschaft, mit dem deutschen Erbe im heutigen Westpolen umzugehen. Endlich liegt dieses wegweisende Buch in deutscher Sprache vor.« Andreas Kossert

Karolina Kuszyk, geboren 1977 in Legnica, lebt in Berlin und Niederschlesien und arbeitet als freiberufliche Autorin, Übersetzerin und Lehrbeauftragte, u.a. an der Viadrina. Sie übersetzte u.a. Max Frisch, Ilse Aichinger, Karen Duve und Bernhard Schlink ins Polnische. „In den Häusern der anderen“ wurde 2020 mit dem Arthur-Kronthal-Preis ausgezeichnet und regte in Polen eine lebhafte Diskussion über den Umgang mit dem deutschen Erbe an.

Dr. Mateusz Hartwich studierte Kulturwissenschaft an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), promovierte bei Prof. Schlögel mit einer Arbeit zur Erinnerungskultur in Westpolen. Er ist Mitinitiator zahlreicher grenzüberschreitender Projekte und publizierte in Fachzeitschriften und Medien („Odra“, Perlentaucher.de).

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Kulturforum östliches Europa und der Heinrich Böll-Stiftung MV.

Jakub Żulczyk liest „Geblendet von der Nacht“

Postel Wolgast, Breite Str. 26

19:30 Uhr

Eintritt frei

Bestsellerautor Jakub Żulczyk schildert die dramatische Odyssee eines Drogendealers und zeichnet gleichzeitig das Bild eines düsteren Warschaus, wie man es so noch nicht gelesen hat.

Jakub ist Kokaindealer, seine Kunden sind Anwälte, TV-Stars und korrupte Politiker. Die coolen Clubs und angesagten Partys Warschaus sind sein Revier, sicher bewegt er sich durch die nächtliche Stadt. Doch dann sterben Menschen wegen seiner Ware und Jakub selbst wird Opfer eines Verbrechens. Langsam entgleitet ihm die Kontrolle – so sehr er auch versucht, dem Strudel der Gewalt zu entfliehen.
„Geblendet von der Nacht“ schildert die dramatische Odyssee eines Drogendealers und zeichnet gleichzeitig das Bild eines düsteren Warschaus, wie man es so noch nicht gelesen hat.

Jakub Żulczyk, geboren 1983, ist Journalist, Schriftsteller und Drehbuchautor, er gehört zu den populärsten und kontroversesten jungen Autoren Polens. Er hat mehrere Romane veröffentlicht, sein 2014 erschienener Bestseller „Ślepnąc od świateł“ (Deutscher Titel: „Geblendet von der Nacht“) war für den Paszport Polityki Award nominiert und wurde von HBO Europe unter dem Titel „Blinded by the Lights“ als Fernsehserie adaptiert. 2021 war Jakub Żulczyk wegen Beleidigung des polnischen Präsidenten angeklagt, wurde aber freigesprochen. Er lebt in Warschau.

Lesung und Gespräch werden auf Deutsch von Georg Meier moderiert, das Gespräch mit dem Autor von Marta Matusiak übersetzt.